11 Tätowierte sollt ihr sein …

Warum ist ausgerechnet Cristiano Ronaldo auf dem illustrierenden Foto zu diesem Artikel abgebildet? Wo bitte versteckt sich sein Tattoo? Genau! Nirgendwo! CR7 ist nämlich die große Ausnahme eines Phänomens, der sich zur WM 2014 als Trend abzeichnete und zur aktuellen Weltmeisterschaft 2018 zu einem Quasi-Standard im Erscheinungsbild des professionellen Fußballers mutiert ist.

Es ist schwer, bei den Spielen in Russland einen Kicker auszumachen, der da nicht üppig Tinte unter der Haut hat. Während diese Zeilen geschrieben werden, bahnt sich eine tragische Niederlage Argentiniens gegen Kroatien ab – und auf beiden Seiten gibt es reichlich Tattoos. Hier Messi, da Mandžukić. Eventuell machen kulturelle Nischenmanschaften wie Südkorea eine Ausnahme vom allgegenwärtigen Hype, das haben wir noch nicht überprüft.

Viel wird hineingedeutet in den omnipräsenten Hautschmuck – vor allem auf den Unterarmen – der Fußballmillionäre. Die Haut – das größte Organ des Homo Sapiens Sapiens – als letztes autonomes Territorium des ansonsten von Verein, Spielerberatern, Managern und Werbeverträgen geknebelten, entmündigten und fremdbestimmten Fußballjünglings. Als Ausdruck der Selbstbestimmung, einer Art moderner, permanenter Kriegsbemalung – wie auch immer.

Bei der Wahl des Motivs herrscht nicht unbedingt allergrößte Originalität. Uhrenmotive stehen hoch im Kurs auf dem grünen Rasen. Wahrscheinlich als Metapher für ein Lebensmotto à la „Carpe diem“ beziehungsweise „Memento mori“. Whatever. Was dem überdurchschnittlich talentierten Fußballer in seiner Freizeit abseits seiner PlayStation eben so an philosophischem Material durch den Kopf geht.

Nicht unschuldig an den herrschenden Zuständen ist ein Brite namens David Beckham (die älteren Leser – mittlerweile vom Rheuma geplagt – werden sich erinnern). Mehr als vierzig Tattoos zieren die Haut des mittlerweile zum Ritter des britischen Empire geschlagenen Sohn eines Kücheninstallateurs und einer Friseurin.

Spannend bleibt vor allem, wie sich in vier Jahren zur WM 2022 der prototypische Fußballer präsentiert. Wir vermuten, dass sich die Tätowierungen auf das Gesicht ausweiten werden und DNA-Tests vor dem Spiel notwendig sein werden, um zu verifizieren, wer da eigentlich spielt.

P.S. Angeblich ist Cristiano Ronaldo aka CR7 vor allem deshalb nicht tätowiert, weil er regelmäßig Blut spendet. Mittlerweile ist ja aber „untätowiert“ in seiner Berufsgruppe rebellischer als „tätowiert“

P.P.S. Kroatien schlägt Messi und Co. am Ende mit 3:0 – don’t cry for me, Argentina …